Petition an die römisch katholische Kirche in Basel-Stadt: Für eine plurale, sinnstiftende und unabhängige Kirche
In den Kirchen der Pfarreien in Basel-Stadt finden Gottesdiensten auf Deutsch, aber auch in zahlreichen anderen Sprachen statt. Die Heterogenität der Pfarreien zeigt sich beim Besuch von Messfeiern, wo sich Menschen unterschiedlicher sozialer Schichten und mannigfacher Herkunft und Lebensumstände zur gemeinsamen Feier zusammenfinden.
Vor einigen Jahren hat sich die Pfarrei St. Clara/Seelsorgeraum Kleinbasel dem Stadtteil-Sekretariat Kleinbasel (STS) angeschlossen, dem vor allem Interessenorganisationen des Quartiers angehören und das zum grössten Teil vom Präsidialdepartement finanziert wird. Das STS ist eines von drei städtischen Mitwirkungsformaten, das den Partizipationsartikel der Kantonsverfassung umsetzen soll. Wegen ihrer einseitigen Entwicklung, der Machtverhältnisse und ihrer eigenen politischen Agenda traten in den vergangenen fünf Jahren im Kleinbasel nach und nach zahlreiche grosse Gesellschaften, Quartiervereine und Parteien aus. Nach negativen Pressemeldungen und einer Interpellation im Grossen Rat rügte Regierungspräsident Cramer im November 2024 die fehlende Ausgewogenheit des STS und kündigte ein Eingreifen an (Medienmitteilungen). Angesichts der Finanzhilfe des Kantons und den politischen Machtverhältnissen in Basel ist eine baldige Verbesserung ungewiss.
Am Beispiel Kleinbasels wird deutlich, dass die Stadt- bzw. Ortsentwicklung kein ursprünglich pastorales Kernanliegen ist und dass die Pfarreimitglieder die Ziele unterschiedlich bewerten. Auch wenn es von der Synode 72 keine explizite Anweisung gibt, sollten die Pfarreien mit Rücksicht auf die Pluralität der Mitglieder zurückhaltend sein mit dem Anschluss an Organisationen, die ausserhalb ihrer Einflussmöglichkeiten stehen und nichts mit Seelsorge und Verkündigung zu tun haben. Die Pfarreien besitzen auch keine Strukturen der Beteiligung ihrer Gläubigen in Stadtentwicklungsfragen, ja die meisten gewöhnlichen Mitglieder wissen nicht einmal, dass es Mitwirkungsformate gibt, in denen Delegierte Projekte bewerten oder über Eingaben abstimmen. Wir beantragen, dass die Pfarreien sich ihre Unabhängigkeit bewahren und sich solchen Formaten oder anderen äusseren Organisationen, die nichts mit dem kirchlichen Grundvollzug zu tun haben, nicht direkt anschliessen.
Kirchenmitgliedern, die sich in der Quartierentwicklung engagieren wollen, steht die Möglichkeit offen, sich in einem Pfarreiverein zu organisieren (Beispiel: Genossenschaft Pfarrei Heiliggeist) und sich dem Mitwirkungsformat anzuschliessen.
Ihre Meinung interessiert uns, schreiben Sie Ihre Kommentare in das Forum weiter unten auf dieser Seite. Diese Petition richtet sich an alle, die sich für eine politisch neutrale Kirche aussprechen wollen.
Eine Antwort
Warum die Begriffe «plural» und «sinnstiftend»?
1. Pluralität: Das Gegenteil ist Homogenität. Demokratische Interessenorganisationen oder Parteien verfolgen politische Ziele und benötigen daher eine einheitliche Ausrichtung. In diesem Sinne können sie nicht vollständig plural sein, da sie auf gemeinsame Positionen und konsistente Meinungen angewiesen sind.
2. Sinnstiftende Kirche: Dieser Begriff ist gleichbedeutend mit «Lebenswelt» gemeint, die der Soziologe Habermas beschreibt. Die Lebenswelt ist der Bereich des alltäglichen Zusammenlebens, der von Kommunikation, Werten und kultureller Tradition geprägt ist, ohne direkt politisch zu sein. Die Kirche als lebensweltliche Organisation ist ein Raum, der nicht nach demokratischer Macht oder wirtschaftlichem Nutzen, sondern nach Sinn, Orientierung und Gemeinschaft organisiert ist.